Das 0:0 gegen Paderborn war bereits das vierte Remis der Löwen in Folge. Gegen einen äußerst defensiv eingestellten Gegner fand das Team von Trainer Marco Kurz nicht die passenden Mittel, um die kompakt stehenden Ostwestfalen in Schwierigkeiten zu bringen. Die wenigen Chancen wurden leichtfertig vergeben.
Personal: Löwen-Coach Marco Kurz musste auf Berkant Göktan (Bandscheiben-OP), Markus Schroth (muskuläre Probleme), Nikolas Ledgerwood (Trainingsrückstand nach Verrenkungsbruch des Sprunggelenks), Alexander Eberlein (Reha nach Bänderriss), Lukas Szukala (Reha nach Patellasehnen-Teileinriss) und Lars Bender (Knöchelverletzung) verzichten.
Spielverlauf: Es war eine dürftige Partie, die beide Mannschaften in den ersten 45 Minuten boten. Den Löwen fehlte die Schnelligkeit und Präzision in den Aktionen, um die sehr kompakt stehende Paderborner Defensive vor größere Probleme zu stellen. Die einzige Ausnahme in der 17. Minute: Torben Hoffmann hatte kurz hinter der Mittellinie auf der linken Seite das Leder eingeworfen, Timo Gebhart der ihm entgegengelaufen war, legte den Ball weiter auf den gestarteten Antonio Di Salvo, der unbedrängt über die linke Seite in den Strafraum eindrang, sein 14-Meter-Schuss aus spitzem Winkel konnte Alexander Bade jedoch abwehren. Vielleicht hätte Di Salvo in dieser Szene besser quer auf den mitgelaufenen Gebhart gelegt, der am Elfmeterpunkt auf den Pass spekulierte. Auch die Standards, egal ob Eckbälle oder Freistösse, kamen in dieser Phase nicht zum eigenen Mann. Die Folge: Zur Halbzeitpause wurden die Löwen mit einem Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet.
Engagierter kam das Team von Marco Kurz aus der Kabine, hatte auch gleich eine Riesenmöglichkeit. Di Salvo kam über die rechte Seite, legte im Strafraum nach hinten ab auf den heranstürmenden Gebhart, dem bei seinem Schuss aus 16 Metern der Ball über den Spann rutschte (47.). Verkehrte Welt beinahe in der 59. Minute. Der Paderborner Nebojsa Krupnikovic flankte einen Freistoss fast von der rechten Seitenauslinie an den Torraum, Marc Gouiffe á Goufan war vor dem heranhechtenden Keeper Michael Hofmann mit dem Fuß am Ball, setzte ihn aber neben das Tor. Auch in der Folge versuchten es die Sechziger gegen die sehr destruktiven Ostwestfalen immer wieder, aber es fehlte in den Aktionen der letzte Biss, um die gut stehenden Gäste zu überwindend. In der 66. Minute ließ Danny Schwarz in der Mitte Andrew Sinkala aussteigen, sein Schuss aus 23 Metern landete aber knapp überm Kreuzeck. In der Schlussphase flankte der eingewechselte Mustafa Kucukovic von der rechten Seite flach in die Mitte, Schwarz ließ das Leder für den hinter ihm lauernden Bierofka passieren, doch dessen Schuss vom Elfmeterpunkt konnte ein Paderborner Abwehrspieler im letzten Moment noch blocken (87.). So blieb es bei dem 0:0. Für die Löwen war es bereits das vierte Unentschieden in Folge.
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„Wir haben gegen eine tiefstehende Paderborner Mannschaft keine Mittel gefunden", musste Daniel Bierofka konstatieren. „Eine unserer vier guten Chancen hätten wir nutzen müssen. Paderborn hat nur zerstört, sie haben uns immer mit zwei, drei Mann auf den Füßen gestanden", so der 28-Jährige, der das Fehlen von Berkant Göktan bedauerte. „Er hätte uns in so einem Spiel mit seinen Bewegungen weiterhelfen können." Bierofka musste eingestehen, dass man einen hohen Kraftaufwand betrieben habe, da der Gegner nur hintendrin gestanden sei. „Aber die Frische war vorhanden", wehrte er sich gegen körperliche Defizite.
Das sah auch Gregg Berhalter so. „Wir haben viel Kraft ins Spiel investiert, wollten aber bis zum Schluss gewinnen", sprach er der Mannschaft eine intakte Moral zu. Paderborn hätte keinen positiven Fußball gespielt. „Sie haben aber einen Punkt mitgenommen und damit ihr Soll erfüllt." Paderborn sei deshalb ein schwieriger Gegner gewesen, weil sie sich geweigert hätten, mitzuspielen. „Wir sind gegen eine Mauer gelaufen, der Ball kam immer wieder zurück", sagte der 34-Jährige US-Amerikaner. „In den nächsten beiden Spielen müssen wir konzentrierter zu Werke gehen."
Antonio Di Salvo sah den Grund für das Remis gegen Paderborn in der mangelhaften Chancenverwertung. „Das war in letzter Zeit unser Manko, dass wir nicht so treffen, wie zu Beginn der Saison." Sich nahm der 26-jährige Stürmer dabei nicht aus. „Ich hatte gleich in der 1. Halbzeit eine Möglichkeit, die ich nutzen muss", übte der mit sieben Treffer erfolgreichste Löwen-Torjäger Selbstkritik.
Geschäftsführer Stefan Reuter sah die Defizite im Tempo. „Wir haben uns schwer getan, ein hohes Spieltempo aufrecht zu erhalten. Wir haben einfach zu langsam kombiniert. Dazu kam, dass wir die wenigen Chancen nicht nutzen konnten." Besonders trauerte er der Möglichkeit von Antonio Di Salvo in der 17. Minute nach. „Wenn wir da das 1:0 machen, geht vieles leichter. Dann hätte Paderborn öffnen müssen. So haben sie nicht den Eindruck gemacht, als ob sie überhaupt ein Tor schießen wollen." Die Defensivleistung der Löwen sei in Ordnung gewesen. „Schade, wir haben uns durch das Auftreten gegen Gladbach und in Freiburg viel Respekt erworben, diese Leistungen hätten wir durch einen Sieg über Paderborn vergolden können", trauerte der 40-Jährige den beiden verlorenen Punkten nach.
„Wir sind enttäuscht", sagte Löwen-Chefcoach Marco Kurz, „weil wir es versäumt haben, drei Punkte einzufahren." Insgesamt sei sein Team zu wenig zwingend gewesen, hätte zudem nach einer Viertelstunde eine hundertprozentige Chance vergeben. „Die Mannschaft hat in der 2. Halbzeit mehr Engagement gezeigt, sich mehr Möglichkeiten herausgespielt, jedoch hat die Qualität in der Ausführung gefehlt oder ein Paderborner Bein war dazwischen", wollte Kurz in punkto Moral seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Er verwies darauf, dass drei Spieler in der Anfangsformation standen, die angeschlagen ins Spiel gegangen waren. „Die Jungs haben aufopferungsvoll gekämpft, haben sich bis zum Schluss bemüht, deshalb können und müssen wir mit dem einen Punkt leben."
Paderborns Trainer Holger Fach sprach von einem sehr schwierigen Spiel gegen einen Gegner, der um den Aufstieg mitspielt. „Kompliment, wie meine Mannschaft das Spiel angegangen ist. Wir haben uns den Punkt verdient." Sein Team hätte wenig Löwen-Chancen zugelassen. „Ich hätte mir nur gewünscht, dass wir unsere Konterchancen besser zu Ende spielen." Die einzigen Wehrmutstropfen in der Freude seien die Verletzung von Nils Döring (Pferdekuß) und Alexander Bade (Leistenverletzung). Seinen Torwart lobte er ausdrücklich. „Er musste diese Woche eine schwierige nervliche Situation überstehen." Genauso hob er David Fall hervor. „Trotz Kreislaufproblemen zur Pause hat er weitergespielt."
1860: 1 Hofmann - 33 Johnson, 19 Ghvinianidze, 5 Berhalter, 4 Hoffmann - 17 S. Bender, 8 D. Schwarz - 11 Wolff, 18 Gebhart, 7 Bierofka - 9 Di Salvo.
Ersatz: 12 Tschauner (Tor) - 14 Holebas, 16 Thorandt, 20 Burkhard, 23 B. Schwarz, 24 Kucukovic, 27 Ziegenbein.
Paderborn: 20 Bade - 2 Fall, 5 Djurisic, 21 Döring, 12 de Graef - 17 Sinkala, 24 Gouiffe á Goufan - 18 Krösche, 22 Schüßler, 28 Koen - 13 Löbe.
Ersatz: 1 Kruse (Tor) - 10 Krupnikovic, 11 Müller, 23 Halfar, 25 Fischer, 26 Gonther, 27 Noll.
Wechsel: Kucukovic für Gebhart (68.) - Krupnikovic für Döring (37.), Müller für Löbe (63.), Kruse für Bade (73.).
Tore: -.
Gelbe Karten: Wolff (1860), Döring, Sinkala (Beide Paderborn)
Zuschauer: 28.100 in der Allianz Arena
Schiedsrichter: Tobias Christ (Kaiserslautern); Assistenten: Torsten Bauer (Seesbach), Raphael Seiwert (Merzig-Merchingen).
Quelle: http://www.tsv1860.de