Berlin (ddp). Der 11-jährige Sebastian (Markus Krojer) ist ein Lausbub wie er im Buche steht. In der bayerischen Kleinstadt Germringen genießt er seine unbeschwerte Jugend - bis ihm sein Bruder den Floh ins Ohr setzt, er sei für den frühen Tod der Mutter verantwortlich. Plötzlich kommt Sebastian ins Grübeln. Für diese Tat wird er sicher im ewigen Fegefeuer schmoren. Daher kennt er nur noch einen Gedanken: Um der Hölle zu entgehen, muss er unsterblich werden. Mit Marcus H. Rosenmüllers bajuwarisch durchtränkter Komödie ``Wer früher stirbt, ist länger tot´´ kehren die Lausbubengeschichten ins deutsche Kino zurück. 40 Jahre nachdem Hansi Kraus mit seinen schelmischen Streichen die Leinwand aufmischte, wandelt Jungtalent Markus Krojer in dessen Fußstapfen. Selbst wenn Rosenmüllers Kinodebüt in keiner direkten Verbindung zu den Heimatfilmen aus den 60ern steht, sind Parallelen unverkennbar. Auch in ``Wer früher stirbt, ist länger tot´´ geht es um einen gewitzten Burschen, der mit seinem Späßen die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert. Es ist ein Vergnügen, Markus Krojer zuzuschauen, wie er als verschmitzter Bengel sein junges Leben hinterfragt. Und natürlich stellt er dabei allerlei Unfug an. Da werden schon mal tote Hasen in die Luft gejagt oder bettlägerige Großmütter im Krankenbett über Felder und Wiesen geschubst. Trotzdem kann Sebastian niemand böse sein. Um nicht in die Hölle zu kommen, will er nämlich eigentlich ein braver Junge werden. Doch da er bei diesem ehrenwerten Vorsatz von seinem Vater und seiner überforderten Lehrerin völlig allein gelassen wird, kommt es immer wieder zu unbedarften Pannen. ``Wer früher stirbt, ist länger tot´´ entpuppt sich als aufgeweckte Komödie, die ihren bayerischen Charakter pflegt. Das geht so weit, dass manche Szenen an Peter Steiners Theaterstadl erinnern. In derartigen Momenten träumt Sebastian vom Jüngsten Gericht, das allnächtlich über seine irdischen Verfehlungen berät. Die himmlischen Ankläger erscheinen dabei in der Ausstattung einer ländlichen Laienspielgruppe. Rosenmüllers Schwank zieht aber auch ganz andere Seiten auf. Bitterböse wird es, wenn Sebastian am Grab seiner Mutter den vermeintlich überirdischen Rat erhält, den Gatten seiner Lehrerin aus dem Weg zu räumen, damit sein Vater die Pädagogin ehelichen kann. Die geschickte Mischung aus aufgebauschtem Bühnenstück und zynischem Klamauk hebt den Film gekonnt von einer Provinzposse zu einer schwungvollen Komödie an. Auch jenseits der weißblauen Staatsgrenzen dürfte das mit Genuss goutiert werden. ``Wer früher stirbt, ist länger tot´´ ist ein charmanter Geheimtipp aus bayerischen Landen. (ddp) 12.08.2006 08:06 Uhr
"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."