Die Robbenjagd
ist eröffnet
Kanadische Jäger beginnen
mit der Tötung von
325.000 Robbenbabys
26.03.2006
In Kanada hat am Wochenende die alljährliche Tötung hunderttausender Robbenbabys begonnen. Nahe der Magdalen-Inseln an der Ostküste waren pausenlos Gewehrschüsse zu hören, als die Jäger die Jungtiere auf Eisschollen erlegten, um sie anschließend zu häuten. Es kam zu Konfrontationen mit Demonstranten, unter anderem mit Mitgliedern des US-Tierschutzverbandes. Trotz massiver Proteste hat die kanadische Regierung die Tötung von 325.000 Tieren erlaubt. Ministerpräsident Stephen Harper wies Kritik zurück und sprach von einem Propagandafeldzug gegen sein Land.
Wegen des ungewöhnlich warmen Wetters und den entsprechend dünneren Eisschollen haben sich die Jäger in diesem Jahr entschieden, die Tier einzeln zu töten statt sie wie üblich mit Keulen en masse zu erschlagen. Nach dem Schuss aus einem Boot heraus rasten die Jäger auf die Schollen um die Kadaver zu erwischen, bevor sie vom Eis ins Meer rutschten. "Wir kommen nur langsam voran", sagte Roger Simon vom kanadischen Fischereiministerium. Es seien nur wenige Robben auf dem Eis.
Kadaver nach Tierschützern geworfen
Die Jäger zeigten sich verärgert über die Anwesenheit der Demonstranten und der Presse. Einer hob den blutigen Kadaver eines Robbenbabys auf und warf ihn auf ein Schlauchboot, in dem Tierschützer und Journalisten saßen. Das tote Tier traf das Boot und versank dann im Meer.
Bei einem anderen Vorfall rasten Jäger mit ihrem Boot auf ein Journalisten-Boot zu und drehten erst im letzten Moment ab - über die Reporter ging deshalb eine Welle hinweg.
"Unvorstellbare Grausamkeiten"
"Es ist ekelhaft wenn man hier draußen steht und sich anschaut, was die Robben schon durchgemacht haben", sagte Rebecca Aldworth vom US-Tierschutzverband. Wegen der globalen Erwärmung hänge das Leben der Tiere ohnehin an einem seidenen Faden. Sie sprach von "unvorstellbaren Grausamkeiten" während der Jagd. So würden die Jäger noch lebende Tiere mit Bootshaken über das Eis schleppen, Robben anschießen und sie zurücklassen oder sie häuten, wenn sie noch lebten.
"Ich bin entsetzt, dass die kanadische Regierung dieses Gemetzel weiter zulässt", sagte Aldworth. Sie rief zu einem Boykott kanadischer Fischereiprodukte auf.
"Internationaler Propagandafeldzug"
Ministerpräsident Harper hatte am Freitag betont, dass Kanada sich verantwortungsvoll verhalte und sicherstellen werde, dass die Robbenbabys nicht leiden müssten. "Leider sind wir hier in einem gewissen Maß das Opfer eines internationalen Propagandafeldzuges", sagte er.
Nach kanadischer Darstellung ist die alljährliche Jagd wichtig für die Wirtschaft der Region. Zudem soll sie helfen, die Bevölkerungszahl der sechs Millionen Robben stabil zu halten.
von Paul Darrow, REUTERS
Mit Material von AFP