Eindrucksvoll nahmen die Löwen Revanche für die beiden 0:3-Schlappen gegen den FC Augsburg aus der Vorsaison. Mit 6:2 (3:1) deklassierten sie die Schwaben in ihrem eigenen Stadion. Antonio Di Salvo traf – wie schon im Pokal vor einer Woche – drei Mal. Die weiteren Treffer erzielten Berkant Göktan, der überragende Daniel Bierofka und Lars Bender mit seinem ersten Profitor. Daneben verschoss Torben Hoffmann noch einen Elfmeter.
Personal: Markus Schroth (Reha nach Sehnenentzündung) fehlte verletzt, Timo Gebhart wegen einer Angina. Alexander Eberlein, der während der Saisonvorbereitung die U19-Europameisterschaft bestritten hatte, absolviert derzeit regeneratives Training. Christoph Burkhard aus dem Profikader, der wie Benjamin Schwarz und José Holebas tags zuvor bei der 0:4-Niederlage der zweiten Mannschaft über 90 Minuten bei Hessen Kassel spielte, wurde nachnominiert. Damit saßen in Augsburg sechs Feldspieler auf der Einwechselbank.
Spielverlauf: „Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft gegen Augsburg anders auftreten wird als im letzten Jahr“, sagte Löwen-Geschäftsführer Stefan Reuter vor dem Anpfiff. „Die beiden 0:3-Niederlagen haben sehr geschmerzt, die Spieler sind in den vergangenen Wochen immer wieder darauf angesprochen worden, wollen Wiedergutmachung.“
Die erste gute Szene vor dem gegnerischen Tor hatten aber die Augsburger. Lars Bender verlor im Mittelfeld ein Duell gegen Elton da Costa, der wurde von der Innenverteidigung nicht konsequent attackiert, sodass er in zentraler Position aus 20 Metern zum Schuss kam, aber das Tor knapp verfehlte (6.). Drei Minuten später musste Löwen-Keeper Philipp Tschauner gegen da Costa parieren, der eine Ablage von Froylan Ledesma aus 22 Metern direkt nahm (9.). Danach kamen die Sechziger besser ins Spiel. Nach einem weiten Einwurf von Markus Thorandt kam Berkant Göktan im Strafraum an den Ball. Sein Drehschuss aus 14 Metern landete aber genau in den Armen von Torhüter Sven Neuhaus, der damit keine Mühe hatte (14.). Zwei Minuten später gab’s einen direkten Freistoß 22 Meter vor dem Tor für die Löwen. Göktan hämmerte das Leder aus halbrechter Position mit rechts unter die Querlatte des kurzen Ecks, von wo aus der Ball hinter die Linie zum 1:0 für die Münchner sprang (16.). So hatte es zumindest der Schiedsrichter-Assistent gesehen, der sofort die Fahne hob. Endlich ein Tor für die Sechziger gegen Augsburg! Der Torschütze lief sofort zum Mannschaftsbetreuer Wolfi Fendt an die Seitenlinie. Der hatte vor dem Spiel zu ihm gesagt. „Wenn du ein Tor schießt, zeige ich dir, was auf meinem T-Shirt steht.“ „I like Berki“, las der Deutsch-Türke nachdem er das Sweatshirt gelupft hatte. Danach versuchte es der agile Daniel Bierofka über die rechten Seite. Seine Flanke auf den ersten Pfosten erreichte Josh Wolff mit dem Kopf, Vaclav Drobny konnte jedoch in höchster Not zur Ecke klären (18.). Drei Minuten später stand erneut Tschauner im Blickpunkt. Mourad Hdiouad hatte einen Freistoß aus fast 30 Metern flach durch die Löwen-Mauer gehämmert, aber der 22-jährige Keeper fischte das Leder aus der unteren rechten Ecke (21.). In der 28. Minute ein gelungener Doppelpass zwischen Wolff und Bender an der Strafraumgrenze, wodurch Lars Bender alleine vor Torwart Neuhaus auftauchte. Roland Benschneider grätschte den 18-Jährigen von hinten um, Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer entschied sofort auf Elfmeter und zeigte Benschneider wegen „Notbremse“ die Rote Karte. Torben Hoffmann lief vom Strafstoßpunkt an, seinen unplatziert und schwach geschossenen Schuss konnte Neuhaus aber parieren (29.). Doch es blieb nicht lange Zeit, der vergebenen Chance nachzutrauern. Ein weiter Pass von Danny Schwarz aus der eigenen Hälfte auf die linke Seite erlief sich Antonio Di Salvo, der sich im Zweikampf gegen den zu ungestümen Ingo Hertzsch durchsetzen konnte. Der 28-Jährige lief alleine auf Torhüter Neuhaus zu, traf aus spitzem Winkel durch dessen Beine zum 2:0 (30.).Vier Minuten später war der Zwei-Tore-Vorsprung schon wieder dahin. Bei einem Freistoß von da Costa sprang dem in der Mauer stehenden Danny Schwarz der Ball an die Hand. Schiedsrichter Kinhöfer pfiff sofort Strafstoß, den Hdiouad sicher verwandelte, obwohl Tschauner die Ecke geahnt hatte (34.). Aber die Löwen ließen sich auch durch diesen Gegentreffer nicht aus dem Konzept bringen. Nach einer Göktan-Ecke wehrte da Costa den Ball im eigenen Torraum per Kopf zu kurz ab, Bierofka nahm das Leder aus 22 Metern direkt und traf zum 3:1 (42.). Sogar ein weiteres Mal lag der Ball kurz vor Ende der 1. Halbzeit im Augsburger Netz. Göktan hatte aus 22 Metern geschossen, Neuhaus konnte nur nach vorne abklatschen, Di Salvo schaltete am schnellsten, überlupfte elegant den FCA-Keeper. Doch der Italiener stand zuvor beim Göktan-Schuss im passiven Abseits (45.). Eine korrekte Entscheidung! So blieb es beim Zwei-Tore-Vorsprung der Löwen zu Pause.
Auch die zweite Hälfte begann mit einer Augsburger Chance. Hdiouad hatte wieder aus der Distanz draufgehalten, aber Tschauner parierte glänzend (49.). Im Gegenzug bediente Wolff von der rechten Seite Bierofka, der freistehend aus acht Metern das Leder nicht voll erwischte, sodass Neuhaus klären konnte (49.). In der 54. Minute war der Schlussmann aber machtlos. Nach einem Konter tauchte Wolff alleine vor ihm auf, legte im Strafraum uneigennützig auf den mitgelaufenen Di Salvo quer, der das Leder nur noch ins leere Tor zum 4:1 einschieben brauchte. In der 61. Minute strich ein 17-Meter-Schuss von Bierofka aus vollem Lauf nur knapp über die Querlatte des FCA-Tores. Wenig später musste Benjamin Kern für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie klären, nachdem Wolff ihn vom rechten Torraumeck überlupft hatte (62.). In der 71. Minute versuchte es Lars Bender mit einer Direktabnahme aus 30 Metern, aber Neuhaus, der weit vor seinem Tor stand, konnte den Schuss abwehren. Eine Minute danach war er gegen Bender machtlos. Torben Hoffmann hatte fast von der Eckfahne flach in die Mitte gepasst, der ältere der Bender-Zwillinge kam von hinten angestürmt, nahm den Ball mit und überwand den Keeper souverän zum 5:1 (72.). Es war das erste Profi-Tor des 18-Jährigen. Aber auch die Augsburger kamen noch zu einem Treffer, und wieder war es der überragende Hdiouad. Einen Freistoß aus halblinker Position drehte er aus 20 Metern über die Mauer ins kurze Eck – Tschauner ohne Chance (78.). Es dauerte keine drei Minuten, da hatte Di Salvo mit seinem dritten Treffer den alten Abstand wieder hergestellt. Der eingewechselte Fabian Johnson flankte fast von der Torauslinie in den Rücken der Abwehr, Wolff verlängerte per Kopf auf Di Salvo am zweiten Pfosten, und dieser traf zum 6:2 (81.). Das war auch der Endstand. Die Löwen rvanchierten sich nicht nur für die beiden Schlappen aus der Vorsaison, sondern feierten ihren höchsten Auswärtserfolg im Profifußball.
FCA: 30 Neuhaus – 5 Hertzsch, 2 Drobny, 21 Benschneider – 18 Hdiouad, 14 Hlinka – 28 Strauß, 10 da Costa, 17 Müller – 9 Szabics, 8 Ledesma.
Ersatz: 25 Pentke (Tor) – 3 Dreßler, 4 Kern, 11 Vorbeck, 13 Pircher, 20 Becker, 22 Mölzl.
1860: 12 Tschauner – 16 Thorandt, 19 Ghvinianidze, 5 Berhalter, 4 Hoffmann – 8 D. Schwarz, 22 L. Bender – 11 Wolff, 10 Göktan, 7 Bierofka – 9 Di Salvo.
Ersatz: 1 Hofmann (Tor) – 17 S. Bender, 20 Burkhard, 25 Ledgerwood, 27 Ziegenbein, 30 Szukala, 33 Johnson.
Wechsel: Kern für Müller (46.) , Pircher für Hertzsch (46.), Vorbeck für Strauß (66.) – Ledgerwood für Thorandt (46.), S. Bender für Göktan (69.), Johnson für Bierofka (76.).
Tore: 0:1 Göktan (16.), 0:2 Di Salvo (30.), 1:2 Hdiouad (34., Handelfmeter), 1:3 Bierofka (42.), 1:4 Di Salvo (54.), 1:5 L. Bender (72.), 2:5 Hdiouad (78.), 2:6 Di Salvo (81.).
Gelbe Karte: Drobny, Hdiouad, Hertzsch, Pircher – Thorandt, Hoffmann, D. Schwarz, Ghvinianidze.
Rote Karte: Benschneider (28.).
Zuschauer: 28.000 im Rosenaustadion (ausverkauft).
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer; Assistenten: Detlef Scheppe, Arno Blos.