Michael Schumacher kehrt Ferrari nach seinem Rücktritt als Formel-1-Pilot nicht gänzlich den Rücken. Als Assistent von Jean Todt in der Geschäftsführung des Gesamtunternehmens bleibt der Rekordchampion den "Roten" erhalten. Das wurde am Sonntag beim Ferrari Day in Monza offiziell bekannt. 29.10.2006 13:00 Uhr
"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
Tränen rollten dem Kerpener über das Gesicht, als der Moment des Abschieds für den Formel-1-Fahrer Michael Schumacher anstand. Zum letzten Mal rührte der siebenmalige Weltmeister so die Fans in Monza und die italienischen Medien. Die Schumi-Ära auf der Rennstrecke ist vorbei, die Zeit von Herrn Schumacher in der Führungsetage von Ferrari wird kommen, auch wenn er selbst noch gar nicht genau weiß, wie und wann es losgehen wird.
"Die letzten 16 Jahre meines Lebens waren extrem organisiert und verplant, nun möchte ich erst einmal ein wenig planlos sein", sagte Schumacher am Sonntag am Rande der traditionellen Ferrari Days in Monza: "Und später wird mir dann schon klar werden, wie ich bei Ferrari eingebunden werde." Fest steht für ihn im Augenblick nur: Den Rennfahrer Schumacher wird es nicht mehr geben. "Ich fühle mich im Moment so, dass ich kein Lenkrad mehr in die Hand nehmen möchte, außer dem des Go-Karts", sagte er in einem ARD-Interview: "Das habe ich schon immer gemacht, und das werde ich auch weiterhin machen."
Ferrari lässt "Schumi" alle Freiheiten
Ferrari betitelte Schumachers künftige Rolle am Sonntag als Assistent von Jean Todt, der vom Teamchef und Generaldirektor zum Geschäftsführer des Sportwagenherstellers aufrückt. "Es geht darum, was für Ferrari wichtig ist und wobei ich helfen kann", beschreibt Schumacher auf seiner Homepage selbst, wie er sich als Ex-Rennfahrer für seinen langjährigen Arbeitgeber einsetzen will: "Ferrari hat mir immer die Freiheit gelassen, alles in Ruhe zu entscheiden, und so wird es auch diesmal sein."
Schumachers neuer Job werde "eine Beratertätigkeit sein, zum Beispiel in den Bereichen Weiterentwicklung auch der Straßenautos oder der Nachwuchsarbeit, aber Genaues ist noch nicht definiert", sagte er. Sein letzter Teamkollege Felipe Massa kündigte aber bereits an, dass er "Michael oft anrufen und viele Dinge fragen" werde.
Kerpener wird kein Schreibtisch-Mensch
Schumachers väterlicher Freund Todt stellte bereits klar, dass der Kerpener nicht zum Schreibtisch-Menschen werden muss. "Keine Pflicht, in die Fabrik zu gehen, an den Tests, oder an den Rennen teilzunehmen. Schumachers neuer Job ist beneidenswert, vor allem wenn man mit einem Vertrag mit vielen Nullen rechnen kann", kommentierte am Montag die Turiner Zeitung La Stampa. Tuttosport aus Turin meinte: "Für den Piloten wird sich vieles ändern. Von Schumi zum Herrn Schumacher steht ein Sprung ins Nichts."
Insgesamt überwog in den Blättern aber der emotionale Abschied vom Rennfahrer Schumacher. "Am Schluss lockert sich auch der eisige Schumi und bricht in Tränen aus. Schumi weint, ohne sich zu schämen", schrieb La Repubblica und meinte: "Rührung macht sich im ganzen Team breit. Die große Familie Ferrari umarmt seinen Anführer bei der letzten Runde Walzer. Es wird hart für Schumi, es wird hart für die Tifosi, die ihn lang gefeiert haben. Es wird hart für Ferrari, das einen Eckpfeiler verliert."
Bei den 45.000 Fans in Monza - so vielen, wie noch nie außerhalb eines Formel-1-Rennens - bedankte sich Schumacher persönlich: "Ihr seid das beste Geschenk, das mir je gemacht wurde. Ohne euch wären wir alle nichts." 30.10.2006 13:32 Uhr
"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."