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 Tagespolitik
Mangojerry Offline

500PS

Beiträge: 6.438

30.06.2006 17:01
Männer im Schönheitswahn? Zitat · Antworten

Noch nie zuvor haben Männer so viel Wert auf jugendliches Aussehen gelegt wie jetzt. Ein Trend, der allerdings wilde Blüten treibt, denn "mann" schwankt zwischen Muskelkult und Magersucht.

Dass manche Frauen ihren Schönheitskult übertreiben, sich die Lippen zu wahren Kusspolstern aufspritzen lassen und statt weiblicher Attribute gigantische Airbags im BH tragen, dürfte viele Männer dazu ermutigt haben, gleichermassen unsinnig zu handeln, denn die plastisch-ästhetische Chirurgie verzeichnet einen unglaublichen Zustrom männlicher Patienten, die sich rundherum "auf Vordermann" bringen lassen wollen.
Fettabsaugung, Bauchstraffung, Lifting, Muskelaufbau und Haareinpflanzung haben die kleinen kosmetischen Korrekturen wie Haar- und Bartfärbung oder eine diskrete Unterspritzung der Stirnfalten längst aus dem Rennen geschlagen.
Bierbauch und Doppelkinn sind Vergangenheit, ästhetisch durchtrainierte Schlankheit ist angesagt. Der runderneuerte Mann ist faltenfrei, kernig und schlank, jugendlich, burschikos.
Für dieses verzerrte Selbstbild schlittern unzählige Männer in eine Krankheit, die man bisher nur Frauen zugeordnet hat - die Magersucht.
Mehr noch als Frauen empfinden Männer diese Krankheit als Schande, was nicht zuletzt dadurch belegt wird, dass in den einschlägigen Kliniken fast nur weibliche Patienten behandelt werden, obwohl man davon ausgeht, dass gleich viele Männer an dieser Krankheit leiden.
Als Folge der Magersucht, die sich so schleichend einstellt, dass viele betroffene Männer sich ihrer gar nicht bewusst werden, erschlafft das Gewebe, der Körper trocknet aus, neue Falten bilden sich, Haarausfall stellt sich ein. Um den Folgen zu begegnen, werden Wundermittelchen ausprobiert, verjüngende Cremes und Salben, Öle und Tinkturen für Unsummen gekauft. Wirksam ist allerdings nur die Überredungskunst der Anbieter - die Mittelchen selbst sind meist wertlos.

Die Mediziner warnen:
Zu viele Männer vergeuden kostbare Lebensjahre damit, aussehen zu wollen wie vor 20 Jahren. Sie verbringen ihre Zeit im Fitness-Studio und in der Sonnenbank, statt in der Natur oder mit Freunden. Sie hungern sich krank, statt sich etwas zu gönnen. Sie machen ihre gelifteten Gesichter zu leblosen Landschaften, statt ihre natürlichen Falten von Lebenserfahrung erzählen zu lassen.
Betroffen sind vor allem Männer im Ruhestand, denn sie verfügen neben der erforderlichen Zeit meist auch über die wirtschaftlichen Möglichkeiten, dem unsinnigen Schönheitswahn zu huldigen und der ewigen Jugend hinterher zu jagen.

Wie gross die Nachfrage nach der "ewigen Jugend" ist, zeigen folgende Fakten:

- Der dichte Haarschopf steht ganz oben auf dem Wunschzettel der jugendsüchtigen Männer: Die Zahl der Haareinpflanzungen ist in den letzten Jahren um fast 200% gestiegen.
- An zweiter Stelle steht die Fettabsaugung an Bauch, Schenkel und Doppelkinn: Dafür legen sich alleine in Deutschland jährlich rund 40.000 Männer auf den Operationstisch.
- An dritter Stelle stehen Lidstraffungen und Entfernung von Tränensäcken: Für diese "Kleineingriffe" müssen Männer bereits mit längeren Wartezeiten rechnen.
- In den Kosmetiksalons sind die Herrenabteilungen überfüllt: Brust- und Rückenhaare epilieren ist die gefragteste Behandlung.
- Und weil das Alter auch hormonell seinen Niederschlag findet, gehören Brustverkleinerungen bei Männern zum neuesten Trend.


"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

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