Ausgabe 40 vom 2. Oktober
Ich war dabei, und Sie?
Oder: Ali , ganz unten
Da sitzen sie, unsere Damen und Herren Journalisten, am Stammtisch auf der Wiesn und salbern über ihre Schreibtischgroßtaten, und wäre ich einer von den ehrenwerten Schreiberlingen - ich wäre bestimmt ein toller Hecht, weil ich einer der wenigen bin, die die Dinge, über die sie schreiben, auch selbst, sozusagen „embedded“, erlebt und erlitten haben.
Ich bin es so leid, dass diese Zunft anscheinend von Menschen unterminiert ist, die sich ihre Erkenntnisse am Büffet oder per Ratsch aneignen.
Ich könnte eine imposante Liste an gesellschaftlichen Phänomenen aufzählen, an denen ich als „ich“ hautnah dabei war. Dabei war meine Identifikation mit der jeweils zu beschreibenden Sache so groß, dass niemand auf die Idee kommen würde, ich hätte auch nur den Funken von aufklärerischer oder journalistischer Idee in mir.
Und genau das ist es: Ich habe , im Gegensatz zu den Pressemenschen, deren Arbeit ich seit Jahrzehnten mache, keinen Presseausweis.
Hätte ein Journalist auch nur einen Bruchteil meiner Erfahrungen veröffentlicht, man hätte ihm längst wichtige Medienpreise verliehen. Das liegt möglicherweise auch daran, dass Sachen, an denen ich beteiligt war, vor der Haustüre und nicht im Kongo zu finden waren.
Ganz nebenbei beschreibe ich das Erlebte nicht nur , sondern zeige es, wie soeben bei Big Brother geschehen, einem Millionenpublikum live in Form einer „embedded“ Radioshow in einem TV-Format, wiederum in Form eines „Promis“, der dabei war, und sich nicht auf’s Hörensagen verlässt.
Man hätte genauso erkennen können, dass die Funktionen des Münchner Faschingsprinzen, das tausendmalige Moderieren einer Talkshow im TV & Radio, das allererste Wiesnradio, die aktive musikalische Teilnahme an Events wie Falco, Joe Cocker, Chuck Berry, Juliane Werding (als Drummer), Karl Moik’s Musikantenstadel (als Drummer), Lisa Fitz (als Ehemann, Autor, Kabarettist, Manager), Rockpalast (Drummer), Teufelsrad auf der Wiesn (Ansager), SPD & Polizei (als Moderator), Mosi & „Monaco“ Fischer (als Freunde), meinem eigenen Kabarettsoloprogramm (als Autor und Darsteller), und, und, und , und ...
schlicht das Ergebnis von Arbeit sind, die man sich, wenn man’s ernst meint mit der Neugier und der Aufklärung, verdammt machen muss. Ich nenne es mein Leben.
Sie nennen es „Dampfplauderer“, „Sympathie-Krawallo“, „Tierquäler“, „Angeber“, etc.
Blöd daherzureden und mir immer wieder nur eine Profilneurose zu unterstellen, reicht da nicht. Man muss nämlich, um das leisten zu können, nicht nur wollen, sondern auch „können“.
Und nicht zuletzt muss man sein Leben den Dingen weihen, die man erleben möchte. Was vom Schreibtisch aus so leicht aussieht und schnell mal „weggeschrieben“ wird, würde manchem die Tränen in die Augen treiben, das garantiere ich.
Was ihr euch dabei total abschminken könnt, ist, dass ihr euren guten Ruf behalten könnt, ein Privatleben führen, regelmäßig in Urlaub fahren, ein festes Gehalt beziehen, von den Medien gerecht behandelt, und ganz allgemein ein ruhige Kugel schieben könnt.
So, und jetzt geh ich noch a bissl über die Wiesn, red mit der Klofrau, den Securities und dem Stoiber über’s Wetter gestern, hab ein liebes, fesches Mädchen im Arm und kauf uns eine wirklich beinhart verdiente Fischsemmel, fahr dann mit einem 500 PS-Auto nach Haus und lass euch am Medienstammtisch sitzen – ich will euch nicht weiter stören , ich kleiner unwichtiger, präpotenter, mäßig witziger, promigeiler ... äh ... was ist der eigentlich? ... war der auf der Jounalistenschule?
Ich sags Euch:
Euer schlechtes Gewissen und der Mahner an eure verpassten Chancen!
Und sunst?
Bassd scho!
Ali Khan is watching you!
Ausgaben 38 und 39 vom 18. und 25. September
„Ge weida Ali, warum machstn des
mit dem Container?“
Das haben mich viele schon bei anderen Gelegenheiten gefragt. Ob Münchner Faschingsprinz, Nighttalker, Heirat, Musizieren, Kabarett, Autospinnerei und, und, und ...
immer war diese Frage der Anfang.
Ich hab da eine Angewohnheit: Ich schau mir alles bis zum Ende an, auch wenn’s ein schlechter Film ist.
Wenn ich von etwas nichts wissen will, mach ich nicht mit, rede dann aber auch nicht drüber.
In der Politik plappern alle meist das, was ihnen im Wahlkampf vorgekäut wurde, unreflektiert nach, die Wenigsten engagieren sich tatkräftig mit „ihrer eigenen“ Meinung.
Wir leben in einer Zeit, in der die Oberfläche Inhalt geworden ist, was Wunder, dass wir Menschen in einen Käfig sperren wie Politiker in den Bundestag. Es ist doch zu schön, von oben herab mit einem Stöckchen zu versuchen, sie aufeinander zu hetzen. Brot und Spiele, während im TV unablässig Gewalt, Sex und Extrembelanglosigkeiten mit Werbeunterbrechungen gezeigt werden.
Für mich ist das Schöne daran, dass ich ein Direktmandat besitze, das ich selbst gewählt habe und somit keiner Partei als meiner eigenen verpflichtet bin. Fragt mal einen Politiker, und schnell wird klar, dass dieser sein Gewissen mit dem seiner Partei, seiner Wählerschaft und seinem Karrierebewusstsein abgeglichen hat.
Am Ende sind wir aber jeder für sich alleine - die Stoibers, die Schröders, die Merkels und Alis - und das ist gut so.
Wenn Guido Westerwelle als Aussenminister zur Wahl steht,
Angie alles besser machen will,
Schröder vor- und zurücktritt,
Lafontaine wieder mal vorbeischaut
und Stoiber nicht mehr weiß, ob er in München oder Berlin, geschweige denn überhaupt weiß, was er noch tun soll ...
dann kann auch der Ali Khan wieder einmal ins kalte Nass springen. Allemal besser als unhaltbare Versprechen zu verbreiten (ruft’s mich ab 23 Uhr an und erzählt mir, wie die Wahl nausganga is – Tel. 0180 – 54 47 100)!
Also: Augen zu, Ohren auf und wenn’s sein soll, auch mal was sagen.
Und sunst?
Bassd scho!
Scheene Wiesn wünsch I Eich!
Euer Münchner Virus
Ausgabe 37 vom 11. September
Big Brother! ALI KHAN is watching you!
Man kann ja trefflich drüber streiten, ob man als vernünftig denkender Mensch in den Big Brother Container gehen sollte oder nicht.
Aber die wenigsten Ratgeber sind nun mal selbst Insassen desselben gewesen.
Deshalb folge ich meiner auffallendsten Eigenschaft, meiner Neugier, die mich schon in so manchen Brunnen hat springen lassen.
Wenn ich so die Bedingungen lese, die für einen Verbleib im Container vorgegeben sind, fällt auf, dass selbst Stift und Papier auf der Indexliste stehen.
Wer der BB-Insassen bisher hätte diese Requisiten wohl überhaupt und zu was gebraucht?
Lesen & Schreiben lernen zu dürfen, sind zwar jedem Bundesbürger gesetzlich garantiert, aber wer braucht denn diese beiden Fähigkeiten in einem Leben mit zwei Grundinhalten, die da wären:
„Wie sehe ich aus?“ und „Ist mein Bizeps gewachsen?“
Aus professioneller Ignoranz verweigere ich mir den Genuss der BB-Sendungen und werde todesmutig ins gehirnlose Nass hüpfen.
Der Faschingsprinz hat mich schließlich auch nicht umgebracht.
Mit einer kleinen Ausnahme allerdings!
Täglich von 23 bis 24 Uhr werde ich meine ALI KHAN RADIO SHOW auf 95,5 Radio Charivari aus dem Big Brother Container senden und Euch exklusiv als erster deutscher Radiomoderator über das Geschehen vor Ort live informieren.
Also heftig anrufen und den Nichtmünchnern zeigen, was eine Radioshow mit Euch alles khan (Tel. 01 80-54 47 100).
Das Schlimmste aber wird für mich mein Heimweh nach München sein, bis ich wieder bei Euch sein darf ...
Und sunst?
Werd scho bassn!
Euer“ weggesperrter“ Ali Khan I.
Ausgabe 36 vom 4. September
Parteien aller Farben vereinigt euch
in der Ali Khan Radio Show ...
Lustig is scho ...
Wenn man an den Standerln der Parteien spontan wählbare Personen fragt, ob sie denn Zeit hätten, in meiner Radio Show als Gast zu erscheinen, erhält man völlig unerwartete Reaktionen:
Die Grünen beispielsweise sagen: „Wie? 23 Uhr? Nein, das ist mir zu spät, ich muss ja am nächsten Morgen um 6 Uhr aufstehn!“
Wie ich weiter geh’, folgt man mir und sagt dann, nachdem ich das Konzept der Sendung (Antwort: “Ich!“) dargelegt hab’,
doch noch zu.
Die Linkspartei weiß sofort, wo das Studio ist und sagt relativ schnell zu.
Der FDP–Mann sagt mit Händedruck sofort zu und der CSU-Abgeordnete Johannes Singhammer kann, obwohl hart beansprucht , einen Termin gleich nächste Woche zusagen.
Einzig der SPD-Mann ist gleich gar nicht da, aber dem hinterlass ich meinen Nummer.
Was lernen wir daraus?
Die Grünen erwarten zwar ein gutes Ergebnis, aber weiter regieren können sie nur mit der SPD - deswegen könnt man ja einmal müde in die Arbeit gehen - wenn auch widerwillig.
Der FDP gefällt ja allein schon die gelbe Farbe von Radio Charivari und sie weiß, dass sie ihre Luftballons dort ein paar Tage
aufhängen darf.
Die Linkspartei ist anscheinend so klug, ortskundige Menschen wählen zu lassen und nicht Menschen aus Potsdam.
Die CSU weiß, dass man in die wichtigste deutsche Radioshow schon ihren wirtschafts- und arbeitspolitischen Sprecher und ein Mitglied des deutschen Bundestages schicken sollte, um dort angemessen vertreten zu sein.
Wenn jetzt der SPD-Mann nicht anruft, dann wundert’s mich nicht, wenn wir am Wahlabend alle mit den Stones singen: „ÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄnschie!“
Und sunst?
Bassd scho!
Euer vom Volk nicht wählbare König Ali Khan I.
Ausgabe 35 vom 28. August
Die Flut kommt, und die Folgen
hat sie sich selbst zuzuschreiben ...
Was gibt es eindeutigeres als steigendes Wasser in Keller, vor allem wenn es der eigene ist?
Was gibt es uneindeutigeres als Bundestagswahlen? Vor allem im eigenen Land …
Dazu haben wir uns jetzt mit Hilfe aller Medien, der Opposition, Dauergrantlern allerorten und einem Showkanzler schon hinreden müssen, dass wir uns endlich so schlecht fühlen, um uns auf die Mutter aller Antworten „Angela“ zu freuen.
Die Folgen der Flut betreffen die Opfer an den Flussrändern.
Die Folgen der Wahlen betreffen ausnahmslos alle, sogar die, die nicht einmal einen Keller hätten, der volllaufen könnte.
Einzig die Medien freuen sich auf beide: Die Flut und Angela.
Sie leben ja vom Grauen auf Erden.
So wie sich die Schutzwälder in den Alpen unmerklich zurückziehen, so verlagert sich Deutschlands Interesse unmerklich immer mehr in den Osten und wendet sich gar einer Frau zu.
Genau so lange und mit minderem Erfolg gekrönt, wie es dauert, den Schutzwald wiederaufzuforsten, wird es dauern, den Osten zum Westen zu machen.
Deshalb glaube ich, dass das einzige Argument für Angela ihr ostdeutsche Abstammung ist.
Jetzt wollen wir mal sehen, wie sie uns „dient“, immerhin zahlen wir ja viel genug.
Grund für beide Zeiterscheinungen sind: die Versiegelung des Bodens und der Gehirne.
Egal!
Die Flut ist da, und wir werden auch mit feuchten Kellern zu leben lernen.
Euer von Gott auserwählter König aus Laim – Ali Khan I.
Ausgabe 34 vom 21. August
Who the fuck is ... ?
Hunderttausende von jungen Menschen strömen in eine Stadt,
4 Jahre Vorbereitungszeit,
gigantische Bühnen auf extra aufgeschütteten Hügeln,
Ton und Lichtanlagen, so gigantisch, dass Metallica die Augen tropfen würden,
Berichterstattung 24 Stunden auf allen Kanälen,
die Menschen singen die angesagten Songs textsicher und euphorisch mit,
Dutzende Bodyguards bahnen sich den Weg durch eine angeheizte Menge, um den Star sicher zum Auftrittsort zu geleiten,
die Politiker und Stars anderer Kontinente küssen dem Superstar die Hand,
aus Ehrerbietung, wenn der Star spricht, wird er vom Publikum mit Beifall und Jubel unterbrochen,
und, und, und ...
Um wen geht es?
Robbie Williams? Madonna? 50 Cent? Ali Khan?
Ach Gotterle! Wie naiv sind sie denn?
Um solch eine Wirkung zu erzielen, braucht man schon eine richtig professionelle Marketingmaschine, und die hat, ja wer hat die?
Es gibt nur eine Firma, die das im Kreuz hat, und die macht das seit vielen hundert Jahren überaus erfolgreich – man könnte meinen, dass der liebe Gott seine Hand im Spiel hat.
Glaube als Großevent! Tolle Idee!
Wer möchte da abseits stehen?
Zum Glück ist Gott für alle da, auch wenn sie nicht dabei waren, er sitzt nämlich schon immer in jedem Wesen und allem was es gibt und wird auch das überleben ...
Und sunst?
Bassd scho!
Euer „G.O.B.T.“ Ali Khan I.
Ausgabe 33 vom 14. August
Der nackte Gitarrist!
Stellen Sie sich vor, man lädt Sie in ein Szenelokal ein, um einen Abend mit dem Galakonzert eines „nackten“ Gitarristen zu verbringen.
Schon die Vorstellung von demselben lässt mich erschaudern, da ich glaube, in der neuen Musikszene bisher etwas versäumt zu haben.
Ja genau, was sollen die Klamotten, ich als alter Hippie, stört doch alles nur, zeig’s den Spießern und spiel nackt geil Gitarre, so denke ich und bin voller Vorfreude.
Schulterlanges Haar, 1,90 groß, verwegener Blick, Tatoos mit eindeutigem Inhalt, eine goldene Gitarre und flinke Finger à la Van Halen - das wird den lahmen Enten im Publikum eine Lehre sein - das wird eine Revolution!
Ja, nackte Menschen an die Macht – die Zeitenwende
ist endlich da!
So träume ich satte zwei Stunden, bis der heiße Act auftritt, oder besser, ich finde den circa 1,50 großen Mann, der eh schon auf der Bühne steht, nach längerem Suchen im Gewühl der Menschen.
Na was soll’s, er ist halt klein , aber er sieht wenigstens ...
na ja, er sieht aus wie - hm eigentlich wie der Supermarktregalauffüller bei mir beim Tengelmann …
... aber eine Sonnenbrille hat er auf.
Ist doch auch egal, man soll nackte Gitarristen nicht nach dem, was sie anhaben, sondern nach ihrer Musikalität beurteilen.
Apropos nackt – eine Hose hat er schon noch an und die steckt in billigen Cowboystiefeln.
Macht nix, was interessiert mich dem sein Unterkörper – spiel Baby, lass es krachen.
Gut. der Verstärker pfeift und er findet sich erst mal nicht ins dumpfe Playback hinein, so was gibt’s, das wird schon werden.
Nach 15 Minuten hat er die 3 Chords gechekt und los geht’s …
Gut, es sind die nächsten 45 Minuten genau diese 3 gleichen Akkorde, aber das Solo kommt bestimmt gleich ...
Gut, es kam nicht und ich bin dann gegangen, aber ich war dabei.
Früher hätt man so was runtergeprügelt.
Heut is so was cooooooooooooooooooooool!
Und sunst?
Bassd scho!
Euer “angezogener” Drummer Ali Khan I.
Ausgabe 32 vom 7. August
Servus Erni, oder
„Unsere“ Münchner Originale
Ich weiß nicht was des ist in München, dass es seine Protagonisten immer erst nach deren Tod so fulminant feiert. Erni Singerl und Rudolph Mooshammer sind da die letzten Beispiele.
„Monaco“ Helmut Fischer hat einmal zu mir gesagt: „ Mein Geld muss ich mir jetzt in Bremen und Berlin verdienen, weil der Bayrische Rundfunk mich für zu rot hält!“. Komisch, denn nach seinem Ableben überschlug sich eben dieser mit Nachrufen, Features, Wiederholungen bis zum Abwinken.
Den Karl Valentin hat man nach dem 2. Weltkrieg beim BR nicht mehr für lustig genug gefunden, und er ist traurig nach Planegg heimgekommen und hat gesagt:
„So einen wie mich brauchen’s da nimmer“.
(Das er an einer Lungenentzündung, die er sich in einer unbeheizten Garderobe in einer Pasinger Wäscherei geholt hat gestorben ist, hier nur nebenbei).
Was lernen wir aus diesen Münchner Schicksalen also?
1. Das Parteibuch erlischt mit dem Tod des Münchners.
2. Berühmt kannst schon sein, aber erst, wenn du kein Wiederholungsgeld mehr kassieren kannst.
3. Der Münchner liebt seine Helden, aber er tut sich leichter nach seinem Tod, mit Blumen in der Hand.
4. Was diese Menschen uns vermacht haben, dürfen wir , so lange sie leben ja nicht hochschätzen, sonst würden die ja durchdrehen und glauben, sie wären etwas besonderes.
Na, na – erst nach dem Tod können’s sich nicht mehr wehren gegen unsere „Liebe“.
Denn wir haben ja immer schon gewusst, wie einzigartig sie waren: „unsere Vales, Monacos, Ernis, Rudolphs ...
Und sunst?
Bassd scho!
Euer „lebendiger“ Prinz Ali Khan I.
Ausgabe 31 vom 31. Juli
Ich wär ja blöd,
wenn ich Euch nicht von meiner neuen (?) Radiosendung auf Radio Charivari 95,5 erzählen würde, die ich ab 1. August jeweils am Montag und Dienstag ab 23 Uhr machen darf.
Und, um die Fragen nach dem „warum“ wenigstens einmal zu beantworten, hier meine Gedanken dazu.
In den sechs Jahren und über 1000 Livesendungen bei tv.münchen ist weder bei mir noch den Zusehern und Hörern ein eindeutig definierbares Talk-Format entstanden, mehr ein Gefühl für das, was München und seine Einwohner auch sein können.
Mehr als einmal ist es mir und den Anrufern entglitten, hat sich selbstständig gemacht und hat eine unkontrollierbare Eigendynamik entwickelt. Hätte ich dem Einhalt geboten, wären wir aber da stehen geblieben, wo die allermeisten Radio- und TV-Talks eben stehen bleiben: Bei einem tot formatierten und abgekarteten Spiel, in dem beide nur verlieren können, die Anrufer und der Moderator.
Geld könnte man natürlich als Sender und Moderator dadurch verdienen, wenn man, wie überall zu sehen, pro Anruf Geld dafür verlangen würde, dass die Anrufer mit einem Jackpot von 25.000 Euro und saublöden Fragen wie „Wie schreibt man Otto rückwärts“ gelockt werden, und im übrigen zwei Stunden immer nur die Rufnummer, die sie anrufen sollen, runtergerasselt wird.
Die Frage ist für mich da nur: Ist es nicht traurig, dass diese wunderbare Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten, auf diese Weise so eingeengt und verraten wird?
Ist es die Gier oder die Einfallslosigkeit der Sender oder die Anspruchslosigkeit der Zuseher und Hörer, die das zur Kultur erheben?
Über so manches Gespräch, das meine Anrufer und ich während der Ali Khan Show geführt haben, rümpfte auch die BLM die Nasen und ich wurde (manchmal zurecht) zur Ordnung gerufen, aber nachträglich erscheinen mir die Inhalte unserer öffentlichen Gespräche, Diskussionen, Streite, Schmeicheleien, Lügen und Hasstiraden, Haus & Hofphilosophien, Blödeleien und was sich sonst noch Bahn schuf, als Diamanten im Sumpf der deutschen Einheitsunterhaltung.
Das „freie Wort“ war bei uns nicht nur ein im Grundgesetz für jeden Bürger garantiertes Grundrecht, sondern praktizierter Bestandteil, dem beide, Anrufer und Moderator verpflichtet waren.
So, und jetzt kommt’s: Wenn frei gesprochen wird, von einem anonymen Anrufer und einem sichtbaren Moderator, entstehen unzählige Möglichkeiten der Gesprächsentwicklung, die selten einem genauen Plan, vorgegebenen Moralkodexen oder
Anstandsmustern folgen.
Es wird also manchmal recht heiß, oft langweilig, in jedem Fall
aber „wahr“.
Und das ist es, worin für mich der eigentliche Wert einer Sendung mit hohem Redeanteil liegt, dass ich mich auch als „Nur-Zuhörer“ darauf verlassen kann, dass die, denen ich gerade zuhöre, wirklich miteinander „frei“ sprechen.
Und noch was: Die Anruferschaft besteht, meine Herren und Herren Supergscheid, nicht zu 85 Prozent aus diplomierten Atomphysikern (innen), ausgebildeten Rhetorikern oder Philosophen, sondern zum Glück aus ganz normale Leut, die es manchmal mit einem gelinde gesagt „schwierigen“ Moderator zu tun haben. Und das haben die, das muss auch einmal gesagt werden, gut im Griff.
Also noch mal, lasst uns dieses hohe Gut und dieses Können weiterhin verteidigen und üben!
Sollen die Gscheidler weiter im Keller lachen, denn die haben ja immer schon alles besser gewusst.
Und wem dies alles nicht hilft, der bediene sich der genialen Erfindung des berühmten russischen Erfinders Poweronoff, des Ein & Ausschaltknopfes!
Und sunst ?
Bassd scho!
Euer „frei-laufender & sprechender“ Prinz
Ali Khan I.
Ausgabe 30 vom 24. Juli
Pimp my Bodo, oder:
Wer sich selbst überfällt,
fällt selbst hinein?
Als amtierender Faschingsprinz der Landeshauptstadt München muss ich jetzt meinen Grant doch noch mal platzen lassen.
Bei den Vorstellungsgesprächen mit der Faschingsgesellschaft Narrhalla musste ich mich hochnotpeinlichen Befragungen zu meiner Lebensführung unterziehen, weil man mir z.B. nicht zutraute, auch in einem Kindergarten oder Behindertenheim zu moderieren (obwohl genau dort, oder im Frauenhaus die schönsten Momente meiner Amtszeit waren!).
Ich versicherte immer wieder die soziale Kompetenz zu haben und vor allem eine Grundvoraussetzung : Meine unbedingte Loyalität gegenüber den Münchner Bürgern.
Dies wurde während der ganzen Faschingszeit immer misstrauisch vom obersten Narrengremium beäugt und ich hatte beim Presseball im Deutschen Theater sogar freies Sprechverbot. Ich fühlte mich, wie wenn ich irgendetwas gut zu machen hätte, war aber eigentlich nur naiv.
Ich hätte , wie andere auch, mich nur darauf konzentrieren sollen, den ach so übergroßen Ruhm als Prinz dazu zu benutzen, meine eigenen „Brötchen“ zu backen.
Das ist ja anscheinend nach wie vor das Ziel, um in München diese Stellung zu besetzen. Als ich erwähnte, in München keine Popularitätssteigerung mehr zu brauchen, fragte man mich allen Ernstes, warum ich es denn dann täte.
Im Umfeld traf ich dann auch immer wieder auf einen Prinzen, der über jeden Verdacht erhaben, jede Gelegenheit, auch an meiner Seite, nutzte, um in der Presse zu erscheinen - den eigentlich netten Bäcker Bodo.
Ob nun Selbstüberfall oder nicht: Liebe Narrhalla, ich sag’s noch einmal:
Wenn das einzige Kriterium zur Wahl des Münchner Faschingsprinzen das Geld bleibt, seh’ ich schwarz für den Münchner Fasching, und wir brauchen uns nicht darüber wundern, dass immer wieder Wurstfabrikantensöhne und -Töchter diese wunderbare und, wie ich finde, wichtige (Prinzen)rolle bekleiden.
Und sunst?
Bassd scho!
Euer „wirklich schon mal überfallener“ Prinz Ali Khan I.
Ausgabe 29 vom 17. Juli
Haben „Bullenschweine“ Abitur?
Und ich dachte, dass ich etwas ganz besonderes gemacht habe, als ich 1970 mit roter Kommunistenfahne in der Münchner Innenstadt gegen die Notstandsgesetze demonstriert habe …
Pfeifendeckel! Hennadreck!
Die Abiturienten entwickeln in ihren Hirnen heutzutage einen zwar weitaus unpolitischeren, aber in der Stoßrichtung ähnlichen Schmarrn.
Die „Bullenschweine“ , nach denen sie gerne mal schnell schreien, wenn der Mercedes vom Papa verkratzt wurde oder sie eins aufs freche Maul bekommen haben, sind nach wie vor beliebtes Ventil für das „Wir“-Gefühl, dem man nach dem Abitur eigentlich nur wieder frönen kann, wenn man auch eine Arbeitsstelle findet, vielleicht bei der Firmenfeier.
Gut, man geht erst mal studieren, um dem „Wir“–Gefühl bei der Bundeswehr zu entrinnen, aber dann?
Ja dann kann’s schon mal passieren, dass man eine Stelle im öffentlichen Dienst annehmen muss – auch mit Abitur.
Zum Beispiel bei der Polizei.
Respekt hätte ich da vor einem Polizisten mit Abitur, der sich dann auf der Straße genauso lautsstark - wie ehemals nach der Abiturfeier gegenüber seinen Kollegen - postiert und gegen die menschenverachtend geringe Entlohnung u. a.
der Polizei protestiert.
Und sunst?
Bassd scho!
Euer „abiturloser“ Ali Khan I.
Ausgabe 28 vom 10. Juli
Al Sodann …
So, jetzt wissen wir’s: Ein TV-Kriminaler darf nicht für eine Partei kandidieren, außer er wird vom Sender „freigestellt“.
Wie ist das eigentlich mit Politikern, die stundenlang vor den Kameras palavern und sogar einen eigenen Kanal bis zum Umfallen mit ihren Ergüssen beliefern?
Und war nicht Kanzler Schröder in einer Soap als Statist zu sehen?
(Wobei „Soap“, also „verseift“, der politischen Realität sehr nahe käme.)
Das Argument, dass ein TV-Kriminaler nicht vorher auf einem Kanal als Realpolitiker zu sehen sein dürfe, wäre für mich eher ein Grund.
Kriminaler pflegen Fälle zu „lösen“ – Politiker „“verursachen“ oft welche.
Vielleicht ist ja bei der Entscheidung daran gedacht worden, dass der Zuseher Realität und Fiktion verwechseln könnte.
Jedenfalls hält sich ein TV-Kriminaler weit mehr an sein Drehbuch als so mancher Politiker an sein Wahlversprechen.
Mir würden da so einige Titel für den „Fall der Fälle“ einfallen:
z.B.
Hartz IV – Mord ohne Mörder?
Das Grauen hat ein Gesicht – Schröder oder Merkel?
Er kehrt an den Ort des Verbrechens zurück -
Oskar kann’s nicht lassen.
Mir jedenfalls wär’s egal, ob ein Politiker nebenher auch noch was „Anständiges“ arbeitet, da kämen sie nicht auf dumme Gedanken, und hätten wieder mehr Berührung mit den wahren Opfern ihrer Entscheidungen.
Und sunst?
Bassd scho!
Euer „politischer TV-Mann“ Ali Khan I.
Ausgabe 27 vom 3. Juli
Wenn alle weg sind ...Part 2 oder:
München, und die Lust am Untergang
Nein, nein! So war das nicht gemeint!
Jetzt ist auch noch tv.münchen, eine der großen, jetzt versemmelten Gelegenheiten, dieser Stadt ein angemessenes Fernsehprogramm zu geben, weg.
„Gemanagt“ wurde dies von zwei Brüdern aus der Mörtelmischzunft aus Österreich, die bei der Übernahme von tv.münchen getönt haben:
„Wir verstehen nix vom Fernsehen, nur von Bilanzen!“
Na ja, wird sich schon gelohnt haben, steuerlich...
Mooshammers Geschäft wird jetzt ein Edeljuwelier aus der Schweiz besetzen, im Platzl ist das Hardrock-Cafe, und bald wird im Hofbräuhaus Heinekenbier ausgeschenkt.
Dieses, „unser?“ München wird unter der Hand an die Meistbietenden verramscht, und keinen interessiert es.
Meine Vorschläge für die Zukunft wären da:
1860 wird an einen Stahlkonzern in NRW verkauft.
Die Frauentürme zu Sendemasten der Telecom umgebaut (wenn`s as ned schon san!).
„Semmeln“ dürfen bei Strafandrohung nicht mehr so genannt werden, nur noch „Brötchen“ - gell?
Münchner Radio & TV-Moderatoren müssen Bußgeld zahlen, wenn sie sich mit „Pfia Gott“ verabschieden statt mit dem so tollen und üblichen „bayrischen“ Tschüss.
Und wir werden vom Fremdenverkehrsamt als Kleindarsteller in malerischer Kulisse bezahlt, wenn wir bierdimpfelnd, grantig und lederbehost in Biergärten und auf der Wiesn die Juppieszene etwas auflockern.
Munich sponsored by Disneyland wär doch sicher eine Geldmaschine , oder?
Erst wenn München ganz tot ist, werden sich die Geldhaie eine andere Stadt suchen, die so bereitwillig die Beine breit macht und dabei auch noch lacht.
Und sunst?
Basd scho!
Euer „verstorbener“ Ali Khan I.
Ausgabe 26 vom 26. Juni
Wenn alle weg sind …
... ist München am schönsten!
Glaubt mir, es gibt keine schönere Zeit, als die, in der alle, die es sich leisten können, dürfen, müssen, in Urlaub zu fahren.
All die stressbeladenen Bürofreaks, alle Jetsetter, alle, die durch ihr Wegfahren München zur schönsten und angenehmsten Stadt der Welt machen.
Danke!
So wie das Schulgebäude in den Sommerferien seine unangenehmen Seiten gänzlich verloren hat, gewinnt auch München, man kann fast sagen: sich selbst zurück.
Es muss sich für unsere Fürsten und Könige ähnlich angefühlt haben, wenn sie, nachdem sie ihre Parkanlagen einmal im Jahr vom Volk betreten ließen, wieder die Tore schlossen und die Anlagen wieder in Besitz nahmen.
Barfuss auf der heißen Maximiliansstrasse zu flanieren, am Viktualienmarkt auf den warmen Standerlblechen sitzen und eine Leberkässemmel essen …was gibt’s Schöneres?
Nur umgeben von Menschen, die wiederum ihre Stadt zu einer schöneren gemacht haben, indem sie in Urlaub gefahren sind - den Touristen.
Ach, könnt’s nur immer so sein …
Aber ehrlich: Ein echter Münchener hat doch schon nach drei Tagen ein unheilbares Heimweh und bleibt natürlich daheim, und er braucht diese „Freizeit“ vom Fernwehmünchner, der per Definition gar kein echter Münchner sein kann.
Und so wünsche ich Euch einen schönen Fernurlaub, von mir aus auf dem Mond.
Mir, die „anderen“, sehen uns sowieso und freuen uns kugelrund.
Und sunst?
Bassd scho!
Euer nach München verreister Ali Khan I.
Ausgabe 25 vom 19. Juni
Munich ist ein Bonsaifeeling!
(Auszug aus den „Kindheitserinnerungen
1954 bis 2005“ von Ali Khan)
München hat von allem a bissl was. Aber nur ganz wenig von allem.
München ist ein Bonsaifeeling. Wie ein Bonsaibäumchen.
Wenn mas nur allein anschaut im Vergrößerungsglas, kommts einem wie eine gestandene Stadt vor, aber wenn mas weiter wegschiebt, erdrückt jeder normale Gummibaum das Pflänzchen.
Ganz München samt Umland passt z.B. locker in die Altstadt von Mexico City oder Seoul.
Während Paris oder Wien mit kilometerlangen Prachtstrassen protzen, begnügt sich München nur mit eineinhalb, der Königstrasse und der Maximilianstrasse vielleicht.
Aber selbst die sind nur halb so lang wie die auswärtigen.
Die Länge der Isar als Stadtfluss würde ja auch ausreichen, nur die Wassermenge, die ihr gelassen wird, kann sich mit dem Rinnsaal des Tiber in Rom vergleichen, ganz abgesehen von der Wasserqualität im so „sauberen“ Bayern. Die hat ganzen Generationen von Kindern ein Bad in „ihrem“ Fluss verwehrt.
Wird man von einem Touristen nach dem berühmten Künstlerviertel Schwabing gefragt, wird’s einem fast Angst zu antworten.
„Da zwischen Mac Donalds und Peepshowkino irgendwo, da so ungefähr, ja da vorn, ja da wär unser Schwabing, oder so …“
Selbst die Bewegungen, die München zu ihrer Hauptstadt machten, waren großmundig angekündigt tausendjährige, dann aber eher zum Glück kurze Schnauferer, wenn auch mit furchtbaren Folgen für die übrige Menschheit.
Es scheint, als habe sich München an verrückte Könige, Feldherren, Komponisten, Schneider, Friseure, und Kabarettisten als Oberbürgermeister gewöhnt.
A bissl von allem haben auch diese Figuren zu bieten, aber am meisten den Schein, der sie von Nahem betrachtet groß, aber von weiter weg oft genug dürftig erscheinen lässt.
Und trotzdem trifft sich in München alles, was weltweit einen Namen hat, weiß Gott warum.
Vielleicht ist es ja die Sehnsucht der wahren Großstadtmenschen in einem überschaubaren Aquarium mal eine gemütliche Runde zu schwimmen.
Von München scheint ja alles so nah wie die Berge bei Föhnwetter: Inspiration, Weltruhm, Weltherrschaft, Schönheit ...
München hat für dieses Bonsaifeeling ein immer wiederkehrendes kulturelles Rahmenprogramm in Lederhosen und Dirndl parat, das meist von norddeutschen oder Serbokroaten abgewickelt wird.
Münchner ist man nämlich, wenn man den Satz:
„Ich bin ein echter Münchner“ aussprechen kann, selbst wenn man ihn in chinesisch sagt.
München is a Riesenhur, die üppig mit dem um sich wirft, was sie noch nie hatte: „Größe“.
Weilt man nur ein paar Tage im Aquarium, merkt man natürlich noch nichts vom real existierenden Größenwahn und Bürohaus-überladenen Teurozentrum für den dort Geborenen.
Deshalb sprechen vor allem auch nur Zweitwohnungsbesitzer und Großverdiener vom „charmanten“ München.
Weltstadt mit Herz, wie gesagt ein ganz kleines Herz, einer sündteuren Stadt, die immer so tut, als habe sie Diamanten im Leder-Unterhoserl.
Ein paar Worte, die der „echte „ Münchner also können sollte, um am kulturellen und gastronomischen Überfluss der Stadt teilzuhaben, wären:
„He Du Zenzi, bring mia amol a frische Moaß und an Obatzda mit frische Radissl“ … und schon wirbelt eine im Dirndl verkleidete Studentin der Theaterwissenschaften zum Tresen und erfüllt den Wunsch des „echten“ Münchens.
München, ein Traum für Menschen, die nach tiefer Biertischdepression über Hunger, Krieg und Folter in der Welt in die Sauna gehen, und in der Teufelshitze das Böse erfolgreich rausschwitzen können.
Ausgabe 24 vom 12. Juni
Lieber Walter,
habe mich über Deinen Brief sehr gefreut, und finde das Leben auch oft grausam.
Ich stimme Dir zu, dass Deine nun 5-jährige Arbeitslosigkeit auch mich beeindrucken würde, aber Geld kann ich Dir momentan beim besten Willen nicht leihen.
Hatte neulich auch einen schweren Tag auf dem Golfplatz.
Lass Dir erzählen.
Der Platz hat sich für mich sehr schwer gespielt, habe mit einem soliden Drei-Putt angefangen. Das hat mich aber nicht sonderlich beeinflusst, denn an der 5 habe ich wieder ein Birdie zum Ausgleich gemacht. Wieder ein Bogey an der 8, ein eingebohrter Ball im Bunker mit zwei Putts. Ein Doppel-Bogey an der 9, Chip aus 4 Metern tiefen Rough downhill und darauf drei Putt aus 15 Metern.
Dazwischen musste ich ein paar Biz-Telefonate aus meinem Online-Büro im Maserati machen, und noch meine emails abrufen.
Puh, aber muss sein , sonst kein Cash-flow.
Ich lag also +3 für die ersten neun Löcher. Habe nicht aufgegeben und gekämpft, aber leider viel zu viele Putts (35) gemacht. Ich hätte locker vier unter Par spielen müssen auf den zweiten Neun. War aber nicht unzufrieden, die Bälle sind sehr gut getroffen gewesen und langsam bekomme ich meinen Schwung in die richtige Richtung. Nach so langer Zeit wieder am Wochenende zu spielen war auch wieder mal was Angenehmes.
Liege auf dem geteilten 36. Platz mit -3 gesamt fürs Turnier. Heute nach der Runde habe ich noch den zweiten Platz der US Open Qualifikation Probe gespielt. Eben gerade hatte ich das übliche Wellness-Programm mit Liz. Jetzt ist es schon wieder 22.30 Uhr und ich bin kaputt. Morgen schlage ich wieder mit Ian Poulter um
10.44 Uhr ab, mal schauen was sich noch machen lässt, werde Vollgas geben.
Du siehst also, auch ich habe meine Probleme, wünsch mir Glück, Kopf hoch und Grüße mir Deine Frau und die fünf Kinder.
Tschüssi
Dein Ali Khan
Ausgabe 23 vom 5. Juni
Wohin mit was und wem?
Kinder in den Kindergarten,
Äpfel nicht weit vom Stamm,
Arbeiter ins Hasnbergl,
Millionäre nach Grünwald,
Faschingsprinzen in die Narrhalla,
Bundeskanzler ins Geschichtsbuch,
Die Isar in ihr künstliches Bett,
Deutsche in den Osten,
Alte ins Altenheim,
Deutsche in den Westen,
Geld ans Finanzamt,
Unterhaltung ins Fernsehen,
Gewinne den Superreichen,
Verluste den Handwerkern,
Redner aller Orten,
Kompetenz in Kompetenzzentren,
Den Papst von Marktl nach Rom,
Lust ins Puff,
Liebe … ja wohin damit? A ja, zu Single.de,
Kommunisten an die Wand,
Faschisten an die Macht,
Kapitalisten zum Kapital,
Polnische Kerle ans Spargelstechen,
Frauen an die Kerle,
Kerle in die Arbeit,
Arbeitslose in die Arbeitsagentur,
Revoluzzer in die Che Guevara T-Shirts,
diese Prinzenpost in den Papierkorb
übrigens: Wenn man die Zugehörigkeit nur um eine Reihe verschiebt,
ergäbe sich schon ein durchaus brauchbares Gesellschaftsmuster …
Und sunst?
Bassd scho!
Bis zum nächsten Mal
Euer „Schubladenprinz“
Ali Khan
Ausgabe 22 vom 29. Mai
Die (Neu)wahl des Traumpartners
Zwischenmenschliche Beziehungen und Parteien zu vergleichen muss auch mal erlaubt sein.
Zuerst wird geflirtet, was das Zeug hält. Das Blaue wird vom Himmel versprochen, glühende Liebesbriefe und Manifeste verfasst, dann wird mit dem vertrauenswürdigsten Gesicht der Welt ums Vertrauen gebeten.
Mit frischem Elan startet man ins neue Glück. Jeder für sich – die Parteien und das Wahlvolk.
Meist wird der Partei nach einer Zeit der Einarbeitung klar, dass vieles, was sie versprochen hat, nicht so leicht zu realisieren ist, aber man gibt sich weiterhin Mühe.
Wenn das Wahlvolk dann immer mehr merkt, dass es hie und da hintergangen wird, probiert es erst mit noch mehr Hingabe an die Versprechungen zu glauben, obwohl die Fassade schon bröckelt.
Das verunsicherte Wahlvolk kann jetzt immer weniger die Engelszungen der Opposition überhören, die mit neuen Versprechungen und Glücksverheißungen aufwartet.
Hat man sich so massiv geirrt bei der Wahl des Traumpartners?
War man geistig umnachtet?
Ist man auf Betrüger hereingefallen?
„Ja! Hättet ihr uns gewählt, wäre alles anders geworden!“ schallt es aus allen Rohren der Opposition.
„Wäre ich bei Euch für immer glücklich geworden, und niemals enttäuscht worden?“
„Ja, aber wir sind dir nicht böse, nur das nächste Mal wähle uns, am besten für immer!“
Wie konnte man nur so dumm sein, und den Fehler des Lebens machen, und den falschen wählen ...?
„Na gut, das passiert mir nie wieder!
Ich trenne mich und gehe eine neue Beziehung ein, in der mir schon von Anfang an das versprochen wird, was ich immer schon gerne hören wollte.
Das immerwährende Glück!“
Und gibt es etwas schöneres als Umworben zu werden von frischen, dynamischen Menschen, die nur eins wollen:
Mein Glück - und ganz nebenbei meine Stimme?!
Also, lasst uns flirten!(ab hier wieder zu Zeile drei)
Das Einzige, was eine Beziehung nicht bietet, ist eine zeitliche Begrenzung nach hinten, dann wäre vieles anders.
Und sunst?
Bassd scho!
Euer “träumender” Khan
Ausgabe 21 vom 22. Mai
Paris Hilton is in the house!
„Die kriegt doch bestimmt viel Geld dafür!?“
Ich frage: „Wofür?“
„Ja, dass sie kommt!“
Ah ja, so ist das also.
Der Höhepunkt des internationalen Entertainments besteht in der Gnade eines Mädchens, das den Namen ihrer Eltern, übrigens ohne deren Profession zu beherrschen oder wenigstens zu repräsentieren, und seine pure Anwesenheit feiern lässt.
Erinnert mich etwas an das Mittelalter, wo hochwohlgeborene Menschen sich ab und zu beim Volk in Glanz und Gloria zeigten, damit diese auch wussten, mit wem sie ihre hart verdienten Brötchen teilten.
Was kann denn der Reiz sein, der das „Volk“ dazu bringt, dieses Persönchen anzuschauen, von dem wir ja nur wissen, dass sie ihre Lover und Freunde wahrscheinlich schneller als ihre Unterhosen wechselt?
Was kann diese Auserwählte, was wir nicht können?
In einer Zeit, in der die Oberfläche Inhalt geworden ist, ist sie zu einer Art Göttin des Lifestyle geworden, die uns zeigt, mit wie wenig wir bereits zufrieden zu stellen sind.
Wir applaudieren jemandem, der das Gleiche wie wir tut, aber es sich auch noch finanziell leisten kann.
Das muss es sein.
Die Fortführung der Welttour durch die angesagtesten Diskotheken und Weltkulturplätze könnte wie folgt aussehen:
Gerhard Beethoven schaut ein Klavier an -
live at the New York Philharmonic Hall!
Susi Schopenhauer – hält ein Buch in der Hand –
live im Pen-Club of Rome!
Detlev Kennedy – sagt „Hi!“ –
live in Las Vegas!
Jasmin Hitler – weiß von nichts –
live at the Madison Square Garden!
Vielen Dank für die Nacht, Paris.
We know how you love to entertain us!
Und sunst?
Bassd scho!
Euer “London” Khan
Ausgabe 20 vom 15. Mai
Brauchtum und Kommerz gehören zusammen
wie Bier und Sekt
Eine ganz normale Veranstaltung im Saal des altehrwürdigen Hofbräuhauses am Platzl im ersten Stock.
Der sogenannte Dresscode wurde beschrieben mit Denim, Dirndl und Lederhosen.
Weil ich nicht gewusst habe , was ein oder eine Denim ist, bin ich da dann einfach in normaler Strassenkleidung reingegangen.
Am Eingang waren hunderte von lederbehosten Käferschenkegäste, wie man sie verkleideterweise von der Wiesn kennt, die Einlass begehrten.
Man bekam zwei Biermarken und ging in den Saal.
Auf der Bühne machte ein als Engel Aloisius verkleideter Schauspieler die Begrüßung in einer fast allen Anwesenden unbekannten Sprache, nämlich münchnerisch.
Zu ihm gesellte sich ein Transvestit, der, nachdem er einen extrem blöden Dialog mit Aloisius zum Vortrag brachte, zum Vollplayback so tat, als ob er irgend etwas, zum Beispiel Sänger, Transvestit, lustig, peinlich oder ähnliches wär.
Derweil machte sich das uninteressierte Publikum über das bayrische Buffet her und fand sich selbst gut.
In den zwei Landessprachen, englisch und italienisch, wurden dem Publikum die Texte des Dienstboten Aloisius per Beamer an die Wand geworfen.
Beispiel: „Ja, habt`s es koa Bier do herom?“ wurde genial mit: „For heavens sake, where is my beer?“ übersetzt.
Plötzlich kam eine Dame, die die Eingeweihten sofort erkannten, auf die Bühne, und sang ein Lied zum Playback. Es war die den Bayern aus der Volksseele singende Volkssängerin Bonny Tyler , die den dem Starnberger See geweihten Song „I am sailing“ darbot.
Unter auf den Biertischen stehenden Ovationen vollendete sie ihre fürs Hofbräuhaus maßgeschneiderte Performance mit dem bayrischen Gruß:
„Good bye, see you at the backstage party!“
Der absoulte Höhepunkt dieses typisch bayrischen Abends war die Oberammergauer Holzhackergruppe, mit dem jedem echten Bayern vertrauten Namen „KISS“.
In ihren lustigen und wertvollen Originalkostümen brachten sie dem jungen Publikum wieder alte, fast vergessene Bräuche näher, wie das minutenlange Herausstrecken der Zunge oder das Spritzen von Kunstblut während des Vortrags der landesweit bekannten Gstanzln wie „I was made for loving you“.
Der Abend klang mit dem norddeutschen Künstler Mousse T. aus, der zum Playback samt ganzer Musikantentruppe frenetisch gefeiert wurde.
Bis in die frühen Morgenstunden wurde ausgelassen bei Freibier und urbayrischer Musik von Snoop Dogg und seinen Weidlern getanzt und gefeiert.
Alles in allem ein gelungener bayrischer Brauchtumsabend, der mich fast hätte vergessen lassen, dass er zur Eröffnung eines Jeansladens in der Innenstadt veranstaltet wurde.
Ich fand ihn vor allem deshalb gut, weil es endlich mal ein Veranstalter geschafft hat, dem bayrischen Brauchtum, die ihm zustehende Beachtung zu schenken.
Und sunst ?
Bassd scho !
Euer „bayrischer“ Ali Khan
Ausgabe 19 vom 8. Mai
Und wie geht`s Ihrer Rente?
In der Zeitung hab ich folgenden Artikel gelesen,
der mir zu denken gibt:
Usher freut sich auf den Ruhestand
London (dpa) - R&B-Sänger Usher (26) plant bereits das Leben nach der Bühnenkarriere.
Usher ist ein farbiger Sänger, der sich nach „harten“ Jahren im Showbiz schon mal auf den Tod vorbereitet.
Ist ja seine Sache, nur um Sie, ja, ja Sie z.B. mach ich mir da Sorgen.
Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie 36 Jahre alt, kein berühmter Popstar, den Dispokredit zum x-ten Mal überzogen und überhaupt noch mindestens 15 Jahre arbeiten müssen, um dann „vielleicht“ in Frührente gehen können, wenn Ihr Arzt , die jeweilige Regierung etc. mitspielt?
Tja, da wird mir ja Angst und Bange um Sie - bei den Aussichten ...
Und dann ist München ja auch noch so sauteuer!
Gut, der Usher kriegt das ja nicht wirklich mit, weil er alles auf Kreditkarte einkauft, oder eh eingeladen wird, aber Sie müssen da schon ein bisserl aufpassen.
Was brauchen Sie denn ein Fitnessstudio?
Wo Sie doch eh keine Aussicht auf eine Bühnenkarriere mehr haben?
Also, weg damit!
Ihre Diät find ich gut, da sparen Sie ein wenig an Nahrungsmittelkosten.
Also, weitermachen!
Aber was mache ich denn hier den Lebensberater?!
Sie sind doch im Gegensatz zu dem Popstar eigentlich ein lebendiger Toter, ganz abzusehen von den Menschen, die „noch“ älter als Sie sind und so tun, als würde Ihnen das Leben Spaß machen.
Ne, ne Arbeit jenseits der natürlichen Spaßgrenze, so ca. mit 30 Jahren, kann und darf nach heutigen Maßstäben gar keine Freude machen, wo kämen wir denn da hin?!
Wenn Sie sich jetzt auf der Stelle einsichtig entleiben möchten, kann ich das sehr gut verstehen und schlage schon mal die Inschrift auf Ihrem Grabstein vor:
„Ich war zu alt für diese Welt, und wollte Platz machen für die Jugend“.
Und sunst ?
Bassd scho !
Euer „23-jähriger“ Ali Khan
Ausgabe 18 vom 1. Mai
Der Mai ist gekommen
Die Tage des Winters sind gezählt, und am besten kann man das an den Blicken derer sehen, die ihn draußen vor der Tür er- und durchleben mussten. Wer jemals eine Nacht auf einer harten Parkbank geschlafen hat, ob im Rausch oder weil er von der Ehefrau/Mann ausgesperrt wurde, weiß, was ich meine. Die, die ich meine, lesen diese Zeilen sicher nicht, dazu ist das Wetter zu schön und einen PC pflegt der Obdachlose nicht mit seinen Habseligkeiten rumzuschleppen.
Das Leben kann so schön sein, und vielleicht tut sich ja heute, morgen oder einfach im Sommer noch etwas ganz Neues auf im Leben.
Ja, diese Gedanken durchfließen angesichts der strahlenden und wunderbar wärmenden Sonne bestimmt nicht nur den Businessmann, der sein Singledasein satt hat, oder den BWL-Studenten im 15. Semester.
Jetzt wird wieder klar, dass es der Hunger ist, der der beste Koch von allen ist, und alle sonnenbadenden Menschen, ob reich, arm, ansehnlich oder nicht so, kein Vorrecht auf das Glück im Freien zu liegen haben. Die Boutiquebesitzerin, die immer so aussieht, als habe sie ein Sonnenstudio überfallen, liegt am gleichen Isarufer, wie der Sepp, der vor ein paar Jahren alles verloren hat, und seitdem immer tiefer runtergerutscht ist auf der sozialen Treppe.
Runter? Runter auch ans Isarufer, wo jetzt in diesen Tagen die Gerechtigkeit siegt.
Menschen aller Coleur, genießt sie – und die Sonne, die für alle Menschen gleich warm lacht!
Und sunst?
Bassd scho!
Euer „Sonnengottprinz“
Ali Khan
Ausgabe 17 vom 24. April
„Erkenne Deinen Nächsten“
Die eigene innere Bereitschaft einen Menschen plötzlich für toll, wichtig oder erotisch zu halten, obwohl er einem bis jetzt eher wurscht war, steigt meist mit dem Ansehen oder dem Titel, der diesem Menschen verliehen wurde. Stimmts?
Man ändert z. B. seine Meinung über den Nachbarn, der bei der Polizei ist, in dem Moment wo man in den Urlaub fährt, weil sich Ganoven vielleicht doch eher woanders bedienen, als im Umkreis von dessen Haus.
Oder der Frau gegenüber, von der man nachträglich erfährt, dass sie Europameisterin im Kickboxen ist, und bei der man eigentlich körperlich groß rauskommen wollte.
Deshalb ist es ratsam, jedem Mitmenschen gegenüber aufmerksam und höflich zu begegnen.
Ich weiß das aus eigener schmerzlicher Erfahrung.
Ich hab lange Jahre nur ein paar Kilometer vom jetzigen Pabst entfernt gewohnt und bin eigentlich nur zum Tanken nach Marktl am Inn gefahren.
Mir wär ja nie in den Sinn gekommen, dass ich achtlos durch den Geburtsort des zukünftigen Weltoberhaupts meiner Religionsgemeinschaft fahre.
Also schaun Sie sich in Zukunft immer um, wer da so in der Nähe wohnt, es könnte ja wer Wichtiges sein, den sie da grad verkennen.
Und sunst?
Bassd scho!
Bis zum nächsten Mal
Euer „nächster“ Prinz
Ali Khan
Ausgabe 16 vom 17. April
Fahren Affen Porsche?
Im Tierpark Hellabrunn stand ich vor den Glasscheiben des Orang Utan-Geheges und ein großes Männchen hing lässig und selbstbewusst an einem Zweig herunter. Die Bemerkung eines Besuchers neben mir: „Schau mal: Wolfgang Thierse!“ brachte mich erst zum Lachen, und stimmte mich danach nachdenklich.
Mir ging nicht mehr aus dem Kopf, wer denn die ärmeren Schweine sind – die, die hinter den Scheiben, oder die, die vor den Scheiben gaffen?
Später am Flaucher, wo die ersten ihr Sonnenbad im Adamskostüm nahmen, das gleiche Gefühl. Wieso sind die, die sich so zeigen, wie wir zur Welt kommen, nur so wenige?
Im Bezirkskrankenhaus Haar in der Kantine, wo sich Patienten und Besucher mischen, wieder dasselbe. Wer ist den nun krank, und wer ach so gesund?
Klar ist auf jeden Fall, dass in unserer Spezies die Alphatiere sich das, was für den Orang Utan business as usual ist, nämlich einfach rumzuhängen, teuer erkaufen müssen.
Und zwar von uns!
Von denen, denen oft nicht mehr klar genug ist, dass Parademärsche, Reichtums- und Machtanhäufungen nix anderes sind als die mehr oder weniger hilflose Pose eines Individuums zu zeigen: „Schaut her, und findet mich gut!“
Deswegen rate ich, um weitere Weltkriege oder ähnliche Scheußlichkeiten zu verhindern: Lobt die einfache Pose, seit aufmerksam und höflich zueinander, dann ersparen wir uns womöglich, dass ein unbeachteter Zeitgenosse zu drastischen Mitteln greifen muss.
Ich mach das immer mit Porschefahrern, und fahre gaaanz langsam los, weil ich ja weiß, der braucht das, um mich im Rückspiegel verschwinden zu sehen.
Denn: Ich habe ja noch Sex - und er seinen Porsche!
Euer „ Silberrücken“ Ali Khan
Ausgabe 15 vom 10. April
Ausgespargelt!
Wir sind heute gerne mal amüsiert über die Cäsaren im alten Rom, die, um die römischen Bürger bei Laune zu halten, in den Hochzeiten des Reiches satte 185 Tage lang „Brot & Spiele“ veranstalteten.
Praktisch die Hälfte des Jahres konnte man auf Kosten des „Staates“ Gladiatorenkämpfen und allerlei Volksbelustigungen, wie Kreuzigungen etc., bei freiem Eintritt beiwohnen.
Was sind wir doch heutzutage für überaus besser zivilisierte Menschen!
Die Spiele werden uns in Bild und Ton 24 Stunden frei Haus geliefert. Wir gucken anderen zu, wie sich massakrieren oder auch nur in einem Käfig (Container) ihr Leben fristen. Kriege sind weit weg und der Hunger Gott sei Dank auch, oder auf allen Kanälen live mitzuerleben. Wer möchte schon hungern? Niemand von uns jedenfalls, dafür werden wir schon sorgen.
Was unsere Arbeitsmoral angeht, sind wir um Meilen weiter, als die Barbaren der Antike.
Oder haben Sie mal versucht, in den Weihnachtsfeiertagen, Osterferien, Pfingstferien, verlängerten Wochenenden, Feiertagen, Trauertagen, Urlaubswochen, nach 17 Uhr, vor 9 Uhr, einen Menschen ans Telefon zu kriegen. Gell, da wird’s dünn ...!
Sogar der seit Monaten arbeitslose Ex-Kollege meldet sich zwar, aber aus Mallorca, wo er sich für 111.- incl. Vollpension von unzumutbaren Arbeitsansinnen ausruht.
Da ist es schon gut, dass sich ein paar alte „römische“ Sitten wie die Sklaverei wenigstens inhaltlich noch erhalten haben. Wenn sich aufgrund von „technischer Unfähigkeit“ einfach keine deutschen Spargelstecher finden lassen, muss man ja praktisch auf polnische Fremdarbeiter für 4,50 zurückgreifen. Die freuen sich und wir haben wieder Spargel auf dem Tisch.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo auf Autobahnbaustellen kein einziger Deutscher Arbeiter eine Schaufel getragen oder gar benützt hat - gut - das hat sich mit den Jahren ein bisschen gewandelt - heute sind die Poliere wieder deutsch.
Sollten die Polen jedoch auf die dumme Idee kommen, bei sich in Zukunft selber Spargel anbauen und ihn uns dann auch noch billiger als unseren eigenen verkaufen zu wollen, rufe ich zum Boykott auf. Denn Gewinne sollen auch zukünftig nur die machen dürfen, die die Arbeit erfunden haben, nämlich: Wir!
Euer „nach Diktat erschöpfter und verreister“ Ali Khan!
Ausgabe 14 vom 3. April
Bluetooth & Wahnsinn
Sie begegnen einem in der U-Bahn, in der Fußgängerzone, eigentlich da, überall wo auch andere Menschen zuhören müssen. Menschen, die laut was aus sich rausbrüllen, aber dabei niemand bestimmten ansehen, sondern meist vor sich auf den Boden sehen. Die Dinge, die sie da in die Welt hinausschreien oder brabbeln, können vom nahenden Weltuntergang, über Hitler, Stalin, Jesus oder auch über die überall agierenden Geheimdienste handeln.
Natürlich sind das, wie wir alle wissen, oft sehr einsame Zeitgenossen, deren letztes Mittel zur Kommunikation nur diese persönlichen Kundgebungen geblieben sind.
Wenn Sie allerdings manchmal auf Menschen treffen, die Sätze wie „Ich bin in 10 Minuten zu Hause“ oder „Ja, mir geht es gut“ auf ähnliche Weise vor sich hinschwadronieren hören und sehen, dann verhält es sich natürlich, wie wir auch alle wissen, keineswegs um einsame oder gestörte Irre – sondern um Bluetooth-Handybesitzer mit lebensnotwendigen Infos, ohne die die Menschheit eigentlich ja gar nicht mehr existieren könnte ...
Und sunst?
Bassd scho!
Bis zum nächsten Mal
Euer „Mir geht’s übrigens gut!“ Prinz
Ali Khan
Ausgabe 13 vom 27. März
Fersehfuzzis und andere Aliens
Ich war neulich in einem Kaufhaus und mir fiel, während ich mich umsah, in der Menge eine schwarze Frau auf, die ich vom Gefühl her sehr gut zu kennen glaubte. Gleich wollte ich hingehen und ihr sagen, dass ich mich freue, sie wieder zu sehen. Kurz bevor ich auf sie zutrat, schoss mir durch den Kopf, dass die Frau ja eine Schauspielerin aus der TV-Serie Lindenstraße war, die ich ja gar nicht persönlich kenne – vor allem: sie mich schon gar nicht.
Ich bin dann ohne zu grüßen schnell weitergegangen.
Jetzt weiß ich, wie es Menschen gehen muss, in deren Schlafzimmer, Küche oder Wohnzimmer ich schon war, mit ihnen geplaudert habe, sie angeschrieen oder ähnliches habe, ohne sie jemals persönlich kennen gelernt zu haben.
Mit einem Mal erscheint eine vermeintlich vertraute Person, man möchte mit ihr sprechen, vergisst aber, dass diese einen ja überhaupt nicht kennt. Saublödes Gefühl. Was dazu führt, dass öffentliche Personen Strategien entwickeln, wie sie mit diesem Phänomen umgehen.
Eigentlich ist es der Fluch des Bekanntseins, dass man so viele Menschen kennen könnte, nur die Zeit nicht ausreicht, um mit ihnen kommunizieren zu können.
Ich hab mir deswegen angewöhnt, auf Fragen wie: „Servas Ali, ois klar?“ mit „Bassd scho!“ zu antworten, weil weniger unverschämt wäre , mehr aber meinen Tag kosten würde.
Bin ich jetzt ein abgehobener ehemaliger Fernsehfuzzi, der sich für was besseres hält?
Nein, ich bin etwas Besseres, das für einen ehemaligen Fernsehfuzzi gehalten wird.
Euer „ prominenter“ Ali Khan
Ausgabe 12 vom 20. März
Radeln für Deutschland
Neulich hab ich einen Mann gesehen, der ist Fahrrad gefahren und hat vor sich hin gelächelt. Ziemlich schnell und einfach so. Dort, wo er hin fuhr, war kein Ziel zu erkennen, und ich fragte mich, ob diesem Mann bewusst war, dass er völlig daneben war. Neben dem, was man sich unter einem modernen Fahrradfahrer vorstellt.
Abgesehen vom Fahrrad, das keine Gangschaltung, eine Trittbremse und was besonders auffiel - keinen silikongedämpften Sattel hatte, steckte er auch noch in einer normalen grauen Stoffhose. Keine Bikerschuhe, kein Frotteestirnband, keine Rennhandschuhe -einfach nichts, was einen richtigen Fahrradfahrer ausmacht.
Das Schlimmste schien mir, dass dieser Mann einfach nur Rad fuhr, ohne seinen Blutdruck senken, seine Fitness zu steigern oder auch nur ein bisschen Fitness machen zu wollen. Er fuhr und lächelte. Wie peinlich, dieser Mann - schlicht assozial!
Gibt es doch in jedem Kaufhaus ernstzunehmende Angebote, mit Hilfe deren man mit einem minimalen Einsatz von ca. 1500 Euro wenigstens so ausgerüstet ist, dass man den Eindruck vermeidet, ein schwerer Ausnahmefehler unserer Gesellschaft zu sein.
Also bitte: wenn Sie sich schon für Fortbewegung entscheiden, dann aber bitte mit einem Funken Stil und Verantwortungsbewusstsein.
Sie stärken damit nicht nur Ihre Beinmuskulartur, sondern auch die Inlandsnachfrage.
...
Ich hoffe , wir haben uns verstanden …?!
Und sunst?
Bassd scho!
Euer „26 Gang“ Ali
Ausgabe 11 vom 13. März
„… die Erde sich soeben in ihre Einzelteile aufgelöst hat.
Und nun zum Wetter“
Wir leben in einer Zeit der totalen Information. Oder ?
Fragen Sie doch mal jemanden nach dem momentanen Wetter, und Sie werden sehen, dass man Sie sofort und fachgerecht auf den Wetterbericht im Radio oder Fernsehen verweist.
Denn dort und nur dort erfahren Sie, dass es sich bei den Regentropfen, die gerade Ihre Allwetterjacke versauen, um das Tief „Johann“ handelt, das sich über München ausbreitet.
Ohne diese Information könnten Sie in die blöde Situation gelangen, im tiefen Winter in Bermudashorts in Ihr Büro zu gehen. Denn wer außer dem Wetterbericht warnt uns vor Falschinterpretationen der Wetterlage? Kann man denn als Normalsterblicher wirklich wissen, dass das Brauneck im Juli nicht von einer dichten Schneedecke umhüllt und deswegen zum Skifahren ungeeignet ist.
Ich sage eindeutig: Nein!
Es ist aber auch wahr, selbst den Weltuntergang würden wir uns per TV-Übertragung ansehen. Wer schaut denn heutzutage noch aus dem Fenster … igitt! Die Wirklichkeit! Wie öde und vor allem wie ungenau!
Also, ich rate bei etwaigen Unsicherheiten grundsätzlich zu einem vorsorglichen Anruf bei http://www.wetter.com. Dort können Sie sich beispielsweise über die aktuelle Wettersituation im Urlaubsland Ihres Kollegen informieren lassen, und sich dann vielleicht höllisch freuen, dass es in Ägypten seit vier Tagen nieselt, und der im Hotel Scrabble spielen muß. Juchu, stellen Sie sich das Wiedersehen nur vor, wenn Sie fragen:
„Na, wie war`s denn so im Urlaub?“
Welch Triumph, wenn Sie ihm zwar zuhören, aber dennoch jeden einzelnen Tag die Temperaturverhältnisse runterrasseln könnten.
Zum Abschluss noch eine erdkundliche Information.
Das Brauneck liegt nicht in Ägypten …
Und sunst ?
Bassd scho !
Euer „verschneiter“ Ali Khan
Ausgabe 10 vom 6. März
5 Millionen Zuseher ! Was ist Arbeit ?
Er stand da wie ein Kind, mit großen Augen, angelehnt an eine Bautafel und starrte in eine Baugrube davor. Dort arbeitete einsam ein Mann mit einer Schaufel und grub ein kleines Loch für ein Kabel. Eigentlich nix besonderes, wenn der Zuschauer nicht einen Businessanzug getragen und seine BMW-Schlüssel in der Hand geschwungen hätte.
Vielleicht ist dem Mann im Galgen – bzw. Krawattenstrickformat aufgegangen, dass das was der Mann in der Grube tut, ungemein mehr an Arbeit im ursprünglichen Sinn erinnert, als sein Job in einem der zahllosen Büros mit Blick über die Dächer der Stadt. Dort gießt er, als letztes Relikt körperlicher Betätigung, täglich seine Blumen neben dem PC und träumt vom einfachen Leben, das er dereinst mal führen will. Mit einer Schaufel in der Hand einen Baum pflanzen und endlich sein eigenes Getreide anpflanzen.
Seine Frau wird bei Sonnenuntergang vor der selbst gebauten Hütte mit den Kindern auf ihn warten, wenn er müde von der harten Feldarbeit heimkommt und ihm sein hart verdientes Mahl richten. Das wär`s ...
Apropos verdienen. Der Bauarbeiter in der Grube kommt aus Polen und bekommt im Monat ein Zehntel des Spanners, aber das nur nebenbei.
Irgendwann einmal wird es bestimmt eine Peepshow geben, in der auf der sich drehenden Plattform keine nackten Frauen, sondern ein Herrgottschnitzer aus Oberammergau eine Heiligenfigur bastelt - mit seinen eigenen Händen !
Nur wer 10 Euro einwirft, darf dem Objekt der Begierde für 3 Minuten zusehen – dann schließt sich die Klappe wieder.
Klappe zu. Arbeit weg.
Ein paar Millionen kennen das schon.
Na Prost Mahlzeit!
Und sunst ?
Bassd scho !
Euer „arbeitsloser“ Ali Khan
Ausgabe 9 vom 27. Februar
München - hier wär’ sogar der Papst ein Single
400 000 ! München ist voll von ihnen. Ich hatte in der Ali Khan Show sechs Jahre täglich mit der größten und einsamsten Münchner Massenerscheinung zu tun, den Singles.
Ja, es gibt sie schon noch, die verheirateten Menschen, aber nur mehr vereinzelt, im Verborgenen, ausgestoßen aus der großen unentwegt suchenden und allzeit bereiten Masse der Singlebewegung.
Was früher eher ein Makel war, allein und unterstellter Weise frustriert, massenweise Kontaktanzeigen aufzugeben, ist heute ein Muss.
Jede( r) sucht jede(n), aber natürlich nur, wenn das Gegenüber dem eigenen Ideal zumindest 99-prozentig entspricht. Die Liebe ist ja nur einen „Klick“ entfernt.
Was aber, wenn man auf der Strasse jemanden sieht, der einem gefällt, den man gerne kennen lernen würde, aber dessen Emailadresse nicht hat und seine Internetpartnerbörse nicht weiß? – Aussichtslos!
Ich werde also niemals dessen Profil kennen lernen, seine Körpergröße, Haarfarbe oder Kleidungsstil.
Man möchte den Eindruck gewinnen, dass sich der Single mittlerweile nur mehr in Profile (auch sein eigenes) verliebt, und der da